Wandel für Organisationen
Fossil autark im Werkzeugbau – von der klassischen zur modernen Energieeffizienz
Aufgabe
Den deutschen metallverarbeitenden Werkzeugproduzenten drückten steigende Energiepreise und wachsende (konjunkturabhängige) Energieverbräuche. Die Geschäftsleitung des mittelständischen Familienbetriebs verfolgte das Ziel, sich bis 2025 unabhängig vom Heizöleinsatz zu machen und darüber hinaus eine generelle Autarkie von fossilen Energiequellen bis 2050 zu erreichen. Marktanteile halten war die große Devise. Dafür sollte auch ein Energiemanagementsystem eingeführt werden, mit dem sowohl die Energieverbräuche reduziert, als auch die Energiesysteme auf erneuerbare Energien umgestellt werden sollen. Die Einführung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses als „Webmuster“ des Energiemanagement sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Insbesondere bei der Frage der Energieeinsparung erwartete die Geschäftsleitung, dass alle Mitarbeiter „mitziehen“.
Vorgehen
Die Einführung des Energiemanagementsystems nach der DIN EN ISO 50001 forderte alle Mitarbeiter im Betrieb zu hohem Engagement. Erleichternd wirkten vorhandenes Qualitäts- und ein Arbeitsschutzmanagement, so dass sich die Beratung auf ein integriertes System fokussierte.
Zunächst zog sich die Leitung eine Woche in klösterliche Abgeschiedenheit mit unterstützender externer Beratung zurück, um ihre Vision, strategische Ziele und einen verbindlichen Zeitplan (10 Projektjahre anvisiert) auszuarbeiten. Erste Investitionsbedarfe wurden abgeschätzt. Rollen und ihre Verantwortlichkeiten der wichtigen Akteure wurden festgelegt. Der ausgefeilte Plan wurde bei einer Betriebsversammlung den Mitarbeitern vorgestellt und diskutiert. Mitarbeiter-Anregungen wurden über mehrere moderierte Workshopveranstaltungen eingeholt. Interne Widerstände wurden auf diese Weise durch die professionelle Beratung erheblich reduziert.
Die folgende Ermittlung der am meisten beeinflussbaren und gleichzeitig großen Energieverbraucher führte nach einem Jahr zu ersten Maßnahmeumsetzungen und Einsparungen. Die Installation einer Energiedatenerfassungssoftware führte im dritten Jahr zu hoher Transparenz der aktuellen Verbräuche und zur Optimierung der Fertigungssteuerung. Mit ihrer Hilfe wurden die zentralen Angriffpunkte für die Reduzierung des Heizöleinsatzes ermittelt und ab dem vierten Projektjahr umgesetzt. Einsparungen hieraus werden konsequent für Investititionen in die fossile Energieträger-Autarkie verwendet.
Mittels geschickt platzierter Anreizsysteme stieg die Anzahl der Verbesserungsvorschläge erheblich. Betroffene waren zu Prozess-Beteiligten geworden. Energiebeauftragte in jeder Abteilung sorgten für Infofluß zwischen Mitarbeitern und Managementbeauftragten. Eine neue Lernkultur wurde implementiert. Mit erhöhter Intensität der Mitarbeiterbeteiligung stieg die Identifikation mit dem Betrieb. Die sehr geringe Fluktuation und das hohe Durchschnittsalter des Betriebs veränderte sich: Die Leistung des nachhaltig wirtschaftenden Betriebs zog junge Bewerber an, die sich engagieren wollten.
Ergebnis
Aus dem energetischen Maßnahmekatalog: Unter anderem wurde das Erdreich als Energielieferant und -speicher genutzt. Hierzu wurden 35 geothermische Erdsonden 45 Meter tief in die Erde gelegt. Vorwärmeprozesse für Schmelzen und Galvanik werden durch die Sonden unterstützt.
Beim Neubau der Galvanikanlage bilden sogenannte Energieringe das Kernstück. Sie gewinnen an verschiedenen Stellen der Anlage über Wärmetauscher Energie zurück und verwenden sie wieder. Überschüssige Energie wurde zur Beheizung von Montage-, Verpackungshalle und Verwaltung sowie als Kühlwasser der Härterei eingesetzt. Die Wärmerückgewinnung der Druckluftproduktionsanlage klimatisiert Teile der Verwaltungsgebäude.
Die Installation von Photovoltaik-Anlagen (nach sorgfältiger Statikprüfung) auf Werkshallendächern führt zu einer maximalen Leistung von ca. 500 kW. Mittels spezieller Wechselrichtertechnik können neben der Energieeinspeisung ins Netz auch Systemdienstleistungen wie die aktive Filterung von Netzstörungen oder die Kompensation von Blindleistung bereitgestellt werden. Aufgrund des guten Teillastwirkungsgrades ist ein virtuelles Kraftwerk in einem großen Regelbereich wirtschaftlich einsetzbar und Lastspitzen können im Netz dynamisch abgefahren werden (“peak shaving”).
Im fünften Projektjahr werden ca. 45 % Heizöl weniger benötigt (Ausgangsbasis ist Projektbeginn, konjunkturell bereinigt)
Resümee
- durch Navigationsunterstützung in unbekannten „Gewässern“ und komplexen Prozessen
- Auflösen von betrieblichen Widerständen Unterstützung bei der Umsetzung von situativ angemessenen Kommunikationskonzepten
- systematische Moderation der Ideen- und Zielfindung Implementierung einer neuen lebendigen Lernkultur
- Zur Verfügung stellen meines Berater-und Unternehmensnetzwerks.